Ob für die Baustellenlogistik, städtische Dienstleistungen oder die rustikale Kiesgrube: Mit der neuen X-Way-Baureihe von Iveco lassen sich sowohl reguläre Transporte auf der Straße als auch harte Einsätze im Off-Road-Bereich abseits von befestigten Wegen realisieren.
Premiere in Erkenbrechtsweiler: Mitte Dezember hatte die Test-Redaktion des KFZ-Anzeiger erstmalig die Gelegenheit, die Ende 2017 in Ulm vorgestellte X-Way-Baureihe von Iveco selber unter Realbedingungen im praxisnahen Einsatz zu testen: auf einem ganz besonderen Test-Parcours – mitten in einem Steinbruch im baden-württembergischen Landkreis Esslingen.
Genau der richtige Ort, um die Baustellen- und Off-Road-Fähigkeiten der neuen Baureihe zu überprüfen – denn bei den LKW auf Stralis-Basis handelt es sich um eine Kreuzung von verschiedenen Fahrzeug-Applikationen mit guten Straßeneigenschaften und mit einer hoher Geländemobilität. Dabei vereinen sie moderne Effizienz- und Sicherheitstechnologien des Fernverkehrtrucks mit der Offroad-Robustheit von Ivecos Trakker-Fahrzeugen. Ein Highlight: Alle Motorvarianten aus dem Stralis sind auch für den X-Way verfügbar und bieten die gewohnte Iveco-Onroad-Technologie einschließlich Hi-SCR-Technik, die keine Regeneration bei Fahrzeugstillstand erfordert. Weiterer Vorteil der neuen Fahrzeuge: eine hohe Modularität sowie ein einsatzorientiertes Design. Zusätzlich bietet der LKW-Hersteller den X-Way auch in einer erdgasbetriebenen NP-Variante an, was einen Vorteil für die Baulogistik in urbanen Zentren mit künftig möglichen Einfahrrestriktionen für Dieselfahrzeuge bietet, die rund um die Uhr arbeiten und strenge Lärmschutzauflagen erfüllen müssen.
Innovative Technologie
Für die Entwicklung des Stralis X-Way griffen die Iveco-Ingenieure auf die innovativen Funktionen der Onroad-Baureihe zurück. Die bereits im Fernverkehrstruck bewährten Technologien tragen dabei zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs bei. Vollständig überarbeitet hingegen wurde der Antriebsstrang. Die Leistung konnte dadurch gesteigert werden, ebenso die Kraftstoffeffizienz.
Das Hi-SCR-Nachbehandlungssystem erreicht nach Herstellerangaben eine NOX-Senkung von bis zu 97 Prozent und erfordert keine Regeneration und den damit verbundenen Fahrzeugstillstand, wodurch die Wartungskosten reduziert und die Verfügbarkeit des Fahrzeugs maximiert wird.
Das automatisierte Hi-Tronix-Getriebe aus dem Hause ZF ist in 12- und 16-Gang-Versionen erhältlich. Für X-Way-Fahrzeuge mit Außenplanetenantrieben stehen zudem beide Bautypen als Overdrive-Varianten zur Verfügung. Im Test zeichneten sich die Getriebe durch eine hohe Getriebespreizung aus, wodurch sich die Fahrzeuge wohldosiert und sehr komfortabel rangieren ließen, ohne die Verschleißanfälligkeit, etwa durch übermäßige Kupplungsbeanspruchung, zu erhöhen.
Die elektrische und elektronische Hi-Mux-Architektur (Multiplex) ermöglicht alle Kraftstoffeinsparungs- und Sicherheitsfunktionen, zu denen das moderne Hi-Cruise-System gehört (das Fahrassistenzfunktionen wie Eco-Roll, Predictive Gear Shifting und Predictive Cruise Control umfasst), intelligente Nebenaggregate minimieren den Kraftstoffverbrauch in jeder Situation.
Zusätzliche Eigenschaften wie Scheibenbremsen rundum tragen weiter zur Senkung der Gesamtbetriebskosten bei.
Im Off-Road-Einsatz
Die Offroad-Anteile seiner Einsätze bewältigt der X-Way mit Funktionen wie dem hydrostatischen Fahrantrieb Hi-Traction, der bei Bedarf zusätzliche hydraulische Vorderrad-Traktion bereitstellt. Ein wichtiges Feature für den Einsatz im unbefestigten Terrain. Er wird aktiviert, sobald Hi-Traction vorgewählt ist (sichtbar durch ein graues Symbol im Display).
Grundsätzlich ist das Hi-Traction-System auf Fahrgeschwindigkeiten von unter 45 km/h ausgelegt – und nur dann einsatzbereit. Ist der Fahrer mit einer Geschwindigkeit über 45 km/h unterwegs, ist Hi-Traction nicht länger aktiv. Wenn das Hi-Tronix-Getriebe in einen bestimmten Gang wechselt (etwa vom 5. in den 4. Gang), öffnet der Ventilblock den Hochdruckkreislauf und die Motoren schalten zu (die Kolben werden radial gegen die Motornaben gedrückt).
Das Offroad-Programm des Hi-Tronix-Getriebes ermöglicht dann höhere Motordrehzahlen vor dem Hochschalten sowie ein schnelleres und raueres Einrücken der Kupplung, um das Verheizen der Kupplung und das Abwürgen des Motors auf Grund niedriger Geschwindigkeiten bei hohen Lastbedingungen zu verhindern. Der Anfahrgang ist dabei immer automatisch der erste Gang.
Zudem kann sich der Fahrer jederzeit für den Semi-Modus entscheiden, wenn er unter bestimmten Bedingungen die volle Kontrolle haben möchte. Wenn das Fahrzeug bei deaktiviertem Hi-Traction-Modus feststeckt, rutschen und drehen sich die Hinterräder, die Vorderräder bleiben stehen (wie bei einem LKW ohne Hi-Traction-System). Wenn das Hi-Traction-Programm vom Fahrer nun aktiviert wird (das Symbol wird blau), reagiert das System auf die Geschwindigkeit der Vorder- und Hinterräder über die Verstellpumpe, die nun das Ölvolumen und den Druck erhöht.
Dieser Druck drückt die Kolben mit höherer Kraft gegen die Nockenringe in den Radnaben – was das Drehmoment erzeugt. Der maximal erreichbare Druck im System beträgt 420/450 bar, entsprechend einem Drehmoment von insgesamt rund 12.000 Nm. Jetzt kann sich das Fahrzeug frei fahren.
Modularer Ansatz
Das umfangreiche Line-up mit 2-, 3- und 4-Achs-Modellen und einer 8×4-Tridem-Achse (Gelenk- und starre Versionen) sowie ein breites Angebot an Motoren, Getrieben und Multipower-Nebenabtrieben, einschließlich dem neuen Nebenabtrieb mit bis zu 2.450 Nm Drehmoment zwischen Motor und Getriebe, bieten vielfältige Einsatz- und Aufbaumöglichkeiten. Kunden können zudem zwischen drei Motoren (Cursor 9, Cursor 11 und Cursor 13) und drei Getriebe (manuell, Allison- Automatik und ZF-Hi-Tronix 12- oder 16-Gang automatisiert) wählen.
Die robusten Baustellen- und Off-Road- Fahrzeuge sind in drei Konfigurationen erhältlich: Das On-Setup (Variante für häufigste Straßeneinsätze) verfügt über alle Onroad-Eigenschaften des Stralis wie gute Sichtverhältnisse und Kabinenzugänglichkeit – ab sofort auch auf mehrachsigen Versionen. Das Off-Setup entspricht allen hohen Mobilitätsleistungen, die erforderlich sind, um voll und ganz der Offroad-Homologation zu entsprechen. „On+“ ist das Zwischen-Setup für Kunden, die einen Mix aus On- und Offroad-Betrieb benötigen.
Der modulare Ansatz des neuen Fahrzeugs umfasst auch die Fahrer-Kabine, welche die Kunden je nach ihrer Arbeit auswählen können: die kurze AD-Kabine (Active Day) mit niedrigem Dach, die AT-Schlafkabine (Active Time) mit niedrigem oder mittlerem Dach und für einen höheren Komfort die Hi-Way-Kabine.
Für die Vorderachse stehen zwei unterschiedliche Achskröpfungen sowie Varianten mit 1-Blatt- (für den Einsatz im Fahrmischer), 2-Blatt- (bei Standard-Fahrzeugen) und 3-Blatt-Federung (für 8,5 bis 9,0 t) zur Verfügung. Bei der Hinterachse können Transport- und Logistikunternehmen zwischen einer Steckachse (SR) und einer Aussenplaneten-Achse (HR) wählen – je nach Einsatzzweck und Fahrzeuganforderung.
Runde Sache
Erhältlich ist der Stralis X-Way mit den Michelin-X-Works-Reifen, die speziell für den Baustellen-Einsatz entwickelt wurden. Bei den Reifengrößen 315/80 R 22.5 und 13 R 22.5 für Lenk- und Antriebsachsen handelt es sich um rollwiderstandsarme Reifen nach der ECE/R117-Kennzeichnung C (für Rollwiderstand).
Laut Iveco ermöglichen es die robusten Michelin-Reifen den Kunden, den Kraftstoffverbrauch im Vergleich zum vorherigen Michelin-X-Works XZY (ECE/ R117-Kennzeichnung D für Rollwiderstand) weiter zu reduzieren. Zudem ist die X-Way-Baureihe ab dem ersten Quartal 2018 auch mit den neuen Michelin-X-Multi-Energy-Reifen erhältlich, die für Transportunternehmen entwickelt wurden, welche eine Vielzahl von unterschiedlichen Missionen abdecken.
Vorteile der neuen Michelin-Bereifung: niedrige Kraftstoffverbräuche und CO2-Emissionen bei gleichzeitig hoher Sicherheit und langer Haltbarkeit. Und auch das Nachprofilieren und die Runderneuerung sind möglich, wie der Hersteller verspricht.
Philipp Bönders