Interview mit Sascha Lenz beim ADAC Truck-Grand-Prix 2025
Juli 2025, Nürburgring, Drittplatzierter der vergangenen Goodyear FIA European Truck Racing Championship Saison, aktuell Vierter im Gesamtklassement der Rennserie, Team SL 30 Trucksport, auf MAN
KFZanzeiger: Wie begann Ihre Karriere als Truck-Rennfahrer?
Lenz: Ich habe eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker gemacht und habe in dem Betrieb noch zwei Jahre als Geselle gearbeitet. Danach war ich im elterlichen Betrieb. Daraus hervorgehend habe ich mich mit einem Rennteam selbstständig gemacht.
KFZanzeiger: Wie sehen Sie Ihre Chancen für die aktuelle Saison?
Lenz: Wir haben das Rennfahrzeug, mit dem ich fahre. komplett neu entwickelt und das kostet Zeit. Momentan sind wir noch nicht ganz auf dem richtigen Weg. Aber trotz allem sind wir sehr zufrieden. Wir sind Fünfter in der Meisterschaft und das ist die Hauptsache. (Anm. d. Redaktion: Nach dem fünften Saisonrennen, Ende August im tschechischen Most, ist Sascha Lenz auf den vierten Platz vorgerückt).
KFZanzeiger: Haben Sie eine Lieblingsstrecke?
Lenz: Jede Rennstrecke hat ihren eigenen Charakter. Misano ist schön als Auftakt der Rennsaison. Dort ist man nicht weit vom Strand entfernt, wo man zwischendurch auch mal abschalten kann. Doch eigentlich fahre ich auf jeder Strecke gerne. Natürlich ist es am Nürburgring immer eine ganz andere Nummer. Aber wenn man das große Umfeld beim Nürburgring einmal wegnimmt, also die vielen Freunde, Bekannte und Fans, dann fahre ich lieber in Le Mans. Le Mans ist eine Traditionsstrecke mit viel Drumherum. Und es ist einfach ein brachialiges Gefühl, wenn man dort auf die Zielgerade fährt, wo links und rechts die Leute sitzen.
KFZanzeiger: Haben Sie hier am Nürburgring viele Kontakte zu Berufskraftfahrern, die mit Ihnen Erfahrungen austauschen? Sie sind sicher für viele eine Identifikationspersonen oder sogar eine Art Held.
Lenz: Ich bin kein Held. Ich bin ein ganz normaler Mensch, wie jeder andere auch. Natürlich hat man viele Kontakte mit Lkw-Fahrern, auch auf Raststätten, wenn wir mit dem ganzen Tross zum Rennen fahren. Wir müssen nach viereinhalb Stunden schließlich auch unsere Pausen machen. Da kommt man immer wieder ins Gespräch. Darüber freue ich mich natürlich auch und es macht uns zudem bekannter. Hier an der Rennstrecke oder im Fahrerlager macht man einfach viele Bilder oder Selfies. Ja, du bist in der Szene schon eine Art Star, für den einen oder anderen auf jeden Fall. Aber eigentlich bin ich ein ganz normaler Mensch, wie du und ich.
KFZanzeiger: Inwiefern gibt es zwischen den Lkw im Transportalltag und den Renn-Lkw Verbindungen, zum Beispiel bezüglich Innovationen – in beide Richtungen? Ich denke da an Aerodynamik oder Vergleichbares?
Lenz: Aerodynamisch wirksame Veränderungen am Renntruck sind laut Reglement nicht erlaubt. Natürlich gibt es das eine oder andere, was man in anderen Bereichen auf der Rennstrecke ausprobiert und was nachher in die Serie übernommen wird. Das betrifft nicht nur die Truck-Hersteller, sondern auch bei verschiedenen Zulieferer. Wir fahren beispielsweise Bremsbeläge und Bremssättel von der Firma Jost. Mit ihnen haben wir Bremsbeläge weiterentwickeln, die später in den Auflieger hineingehen. Von daher gibt es schon das eine oder andere, was man ausprobiert, so auch den Motor von MAN. Dessen Entwicklung ist später auch in die Serie übergegangen. MAN ist im Truck Racing so stark vertreten, weil kein anderes Unternehmen einen so großen Support bietet wie Münchner.
KFZanzeiger: Welche Meinung haben Sie zu Elektro-Trucks?
Lenz: Ich bin mit einer batterieelektrischen Zugmaschine, mit meinem Rennauflieger hinten drauf, zum Nürburgring gefahren, weil ich neugierig war, wie sich ein solcher Elektro-Truck fährt. Ich war positiv überrascht, welche Kraft die elektrische Zugmaschine hat.
KFZanzeiger: Bei den Rennen wollen die Fans eher Dieselmotoren hören. Wie sehen Sie das? Hätten Sie selbst Interesse an einem Rennzirkus, der auf Elektroantriebe setzt?
Lenz: Vom Sound her gefällt den Fans der Diesel- bzw. HVO-100-Antrieb wahrscheinlich besser, ja. Aber wenn Hersteller gerne Elektro-Renntrucks bauen würden und es Möglichkeiten gäbe, dass sie uns unterstützen, klar, dann würde mich das interessieren, aber nur wenn der Hersteller zu 100 Prozent dahinter steht. Die Kosten dafür schießen schließlich direkt in die Höhe.
KFZanzeiger: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Lenz.
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Foto: Jürgen Schnackertz







