Kravag beim ADAC Truck-Grand-Prix
Interview mit André Werner, Direktor Vertrieb R+V Versicherung, und Jan Dirk Dallmer, Produktvorstand Kravag Versicherungen
KFZanzeiger: Was bedeutet der Truck-Grand-Prix für Sie?
Werner: Wir sind seit gut 30 Jahren beim Truck-Grand-Prix. Wir gehören zur großen R+V Versicherung und die Kravag ist unsere Marke für das Thema Spedition, Logistik, Transportgewerbe. Hier finden wir also genau diese Klientel vor: Spediteure, Logistiker und ihre Fahrer. Wir sind hier gemeinsam mit dem Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung und der Straßenverkehrsgenossenschaft, und haben hier eine Anlaufstelle und eine Begleitung über das Wochenende des Truck-Grand-Prix. Wir treffen hier sehr viele Unternehmer und deren Fahrer, die uns seit Jahren die Treue halten, die hier gerne herkommen und mit uns diese zwei Tage oder das Wochenende verbringen.
Dallmer: Wir haben einen Marktanteil von über 40 Prozent im gewerblichen Güterverkehrsbereich und das ist wie eine Familie. Man kennt sich untereinander, und das hier ist wie ein Familienfest. Die Kunden kommen gerne hierher. Sie bringen ihre Familien mit, ihre Kinder, ihre Lkw-Fahrer. Das ist für sie ein richtiger gemeinsamer Wochenendausflug und für uns ist es schön, den Kontakt zu haben, und weil man hier etwas anderes erfährt als sonst. Was bewegt die Leute? Was sind die Sorgen und Nöte: zu wenig Lkw-Fahrer, zu wenig Parkplätze, Veränderung bei der Maut oder die Umstellung auf Nachhatigkeit. Und das bekommen wir eher bei solchen Events als O-Ton.
KFZanzeiger: Können Sie von dem Feedback irgendetwas verwerten?
Dallmer: Ja, auf jeden Fall. Am Fahrermangel können wir nicht viel ändern, aber beim Thema Parkplatzmangel können wir helfen. So hatten wir diese Idee zum Kravag Truck Parking. Das ist sozusagen das Airbnb für Lkw. Wir haben eine Community, in der man sich gegenseitig unterstützt, und so kann jetzt der Lkw des Kunden A auf dem Hof des Kunden B parken. Die Parkplätze auf den Höfen sind da. Die stehen aber unter der Woche leer, wenn die Lkw unterwegs sind, und so lasten wir die schon vorhandenen, nicht öffentlichen Parkplätze besser aus. Das ist eine Idee, die aus so einem Event entstanden ist. Kravag Truck Parking gibt es jetzt seit rund fünf Jahren. Wir unterhalten uns mit den Fahrern und nehmen deren Sorgen und Ängste ernst. Und mit den Unternehmern reden wir natürlich auch. Die fragen zum Beispiel, was macht ihr in Richtung Schadensquotenminimierung? Wie könnt ihr uns helfen? Da gibt es ebenfalls spannende Erkenntnisse.
Werner: Wir haben das Thema Truck Parking jetzt auch auf das Thema Truck Charging ausgeweitet. Das heißt, wir sind auf dem Weg, das Thema E-Lkw zu begleiten. Wir pflegen bei Kravag eine enge Einbindung unserer Kunden und integrieren sie auch als Beiräte und Delegierte in unserer Organisation. Dort haben sie bei uns das Wort und sagen uns, was gut läuft und wo ihre Druckpunkte liegen, deren Begleitung wir eng unterstützen. Beim Truck-Grand-Prix können wir dann auch hören, wie das ankommt und wie wir eventuell gezielter unterstützen können.
KFZanzeiger: Inwieweit kriegen Sie Feedback von Fahrern zum Thema E-Mobilität?
Dallmer: Wir bekommen diesbezüglich definitiv Rückmeldungen. Natürlich sind hier alle Diesel-Fans. In erster Linie will jeder diese Emotionalität, die mit so einem wummernden Motor anfällt, nicht mehr missen. Aber die Fahrer, die auf E-Fahrzeuge umgestiegen sind, sagen schon, das es ein fantastisches Fahrgefühl sei. Es ist viel ruhiger, es ist viel leiser, die Beschleunigungen sind viel besser, von der Reichweite ist es doch erstaunlich gut. Es funktioniert und es ist sehr praktikabel. Man muss natürlich im Vorfeld ein bisschen mehr planen. Im Prinzip muss der Lkw, immer wenn er steht, geladen werden, zum einen am Zielort, wenn er be- oder entladen wird, und auch zu Hause. Wenn das organisiert ist, wollen viele Fahrer gar nichts anderes mehr fahren.
Bezüglich des Wunsches, auf E-Mobilität umzusteigen, gibt es aus meiner Sicht drei Gruppen: Eine Gruppe will unbedingt beim Diesel bleiben, eine andere Gruppe will Richtung E umsteigen, weil ihre Kunden das wiederum wollen. Die dritte Gruppe will es aus intrinsischer Motivation, weil sie nachhaltiger werden wollen. Es hängt natürlich auch davon ab, was man transportiert – Schüttgut, Bitumen, Öl, Milch, Gas oder Möbel. Wie sind meine Streckenprofile? Fahre ich immer die gleiche Strecke? Fahre ich eher Autobahnen oder mehr Landstraße? Sind es häufig unterschiedliche Strecken? Habe ich unterschiedliche Fahrer auf den Fahrzeugen oder habe ich als Fahrer immer mein eigenes Fahrzeug? Das sind alles Beweggründe, die dann für E-Mobilität oder dagegen sprechen.
KFZanzeiger: Und Sie unterstützen in diesem Punkt mit Kravag Truck Charging …
Dallmer: Die erste Ladesäule ist in Betrieb. Derzeit gehören über 300 weitere Höfe zu unserem Kravag Truck Parking Netzwerk, und wir rüsten sukzessive Ladestationen ein.
KFZanzeiger: Haben Sie persönlich Zeit, sich die Rennen anzuschauen?
Werner: Eher nicht. Wir sind hier am Stand rund um die Uhr im Austausch. Aber da wir hier eine eigene Tribüne haben, gelingt es uns doch zwischendurch immer wieder, mal einen Blick über den Zaun zu werfen.
Dallmer: Bei diesem Event schaffe ich es nicht. Aber ich war mit meinem Sohn neulich bei den 24-Stunden-ADAC-Rennen und habe mit ihm hier gecampt. Ich bin schon eher autobegeistert. Aber bei diesem Event ist es auf das Berufliche reduziert.
Werner: Für uns ist viel wichtiger, mit unserem Faun am Korso teilzunehmen, der über die Rennstrecke fährt. Der Faun ist ein Lkw-Urgestein, mit dem die Kravag auf dem Ring vertreten ist. Das ist für uns das Highlight. Es gibt nur noch drei weltweit. Diesen Faun haben wir seit Ewigkeiten. Er ist unser Flaggschiff, unser Aushängeschild.
Dallmer: Wenn man den fährt, ist man schweißgebadet. Er hat kein Servo, jeder Gang, muss mit Zwischengas gefahren werden. Im Führerhaus sind die begehrtesten Plätze. Wir können da während der Einführungsrunde drei Kinder mitnehmen, und die Plätze sind immer schon sehr früh vergeben.
KFZanzeiger: Herr Werner, Herr Dallmer, vielen Dank für das Gespräch.
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Foto: Jürgen Schnackertz