Business Transformation beginnt im Kopf
Maximilian von Löbbecke, Geschäftsführer bei Renault Trucks, erklärt im Interview mit dem KFZanzeiger seine Sicht auf die Entwicklung der Branche.
KFZanzeiger: Welche neuen Akzente wollen Sie bei Renault Trucks als Geschäftsführer setzen?
Maximilian von Löbbecke: Renault Trucks verfügt über ein zuverlässiges Servicenetzwerk, eine treue Kundschaft und Fahrzeuge von höchster Einsatzqualität. Diese Qualität spiegelt sich auch im hohen Wiederverkaufswert wider. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt jedoch auf der Markenwahrnehmung: Von potenziellen Kunden ohne bisherige Berührung zu unseren Fahrzeugen wird Renault Trucks in Deutschland noch immer anders wahrgenommen als in vielen anderen Märkten. Dadurch gibt es zwar positive Überraschungsmomente bei Fahrzeugvorstellungen, aber an der breiten Visibilität fehlt es. Einige verbinden Renault Trucks fälschlicherweise mit dem französischen Pkw-Hersteller.
KFZanzeiger: Sie sind Dozent im Bereich Business Transformation. Wo sehen Sie bezüglich dieses Themas den größten Handlungsbedarf in der Nutzfahrzeugindustrie?
Maximilian von Löbbecke: Business Transformation beginnt immer im Kopf – mit der konsequenten Veränderung der Perspektive: weg vom eigenen Produkt oder Unternehmen, hin zur Kundschaft und den Herausforderungen in deren Geschäftsmodell. Aufgabe eines Herstellers ist es, diese Herausforderungen wirklich zu verstehen und passgenaue Lösungen zu bieten. Das gilt branchenübergreifend, insbesondere aber in Industrien, in denen Produkte zunehmend austauschbar werden.
Gerade bei Technologiesprüngen wie der Elektromobilität wird der Transformationsbedarf sichtbar. Sie erfordert häufig eine grundlegende Anpassung etablierter Prozesse in den Betrieben. Entscheidend ist daher, dass Hersteller nicht nur neue Technologien bereitstellen, sondern ihre Kunden aktiv und ganzheitlich auf diesem Weg begleiten. Renault Trucks hat diesen Anspruch früh verinnerlicht und ein Expertenteam aufgebaut, das Unternehmen mit einem umfassenden 360-Grad-Ansatz beratend und operativ unterstützt.
KFZanzeiger: Wie hat sich die Nachfrage nach Trucks in den vergangenen Jahren entwickelt?
Maximilian von Löbbecke: Wenn der Produktionsoutput sinkt, sinkt auch der Transportbedarf. Fehlende politische Orientierung oder mangelndes Vertrauen in die Wirtschaftspolitik führen zusätzlich zu Unsicherheit und Investitionszurückhaltung. Aktuelle Studien zeigen, dass mehr als die Hälfte der produzierenden Unternehmen mit über 500 Mitarbeitenden darüber nachdenkt, Deutschland zu verlassen. All das wirkt sich spürbar auf die Nachfrage nach Trucks im deutschen Markt aus.
KFZanzeiger: Welche Anforderungen stellen Ihre Kunden aktuell an moderne Fahrzeuge?
Maximilian von Löbbecke: Die Margen im Speditionsgewerbe sind traditionell sehr eng – umso entscheidender ist daher der Total Cost of Ownership (TCO). Neben dem Wiederverkaufswert fließen Faktoren wie technische Zuverlässigkeit, ein dichtes Servicenetzwerk, ausreichende Werkstattkapazitäten, Verbrauchswerte sowie bei E-Lkw die elektrische Reichweite in Verbindung mit der Ladeinfrastruktur in die Kalkulation ein. Parallel dazu verschärft sich der Fahrermangel, wodurch die Fahrer zunehmend an Einfluss gewinnen und ihre Präferenzen bei der Fahrzeugwahl stärker ins Gewicht fallen.
KFZanzeiger: Welche Innovationen haben Ihrer Meinung nach das größte Potenzial, die Branche in den kommenden Jahren zu verändern?
Maximilian von Löbbecke: Wir gehen davon aus, dass die größten Umwälzungen in den kommenden Jahren nach wie vor in der Antriebstechnologie stattfinden werden – insbesondere da sich auch die Ladeinfrastruktur derzeit mit hoher Geschwindigkeit entwickelt. Parallel dazu ist mit weiteren Konsolidierungen unter den Herstellern zu rechnen, wie aktuelle Beispiele bei Iveco und Tata zeigen.
Renault Trucks hat seit 2020 eine klare strategische Entscheidung getroffen und massiv in elektrisch angetriebene Flotten investiert. Damit waren wir Pionier und verfügen heute mit einer hohen Zahl real gefahrener Kundenkilometer über einen sehr großen Erfahrungsschatz. Unsere Fahrzeuge haben ihre Alltagstauglichkeit in verschiedensten Einsätzen unter Beweis gestellt – und wir entwickeln die Technologie kontinuierlich weiter, nicht zuletzt mit Blick auf Effizienz und Kosten.
KFZanzeiger: Haben Sie bereits ein Fahrzeug, dass Sie als ist Ihr Lieblingsprodukt des Unternehmens bezeichnen würden?
Maximilian von Löbbecke: Wir verfügen heute über eine breite Range vollelektrischer Nutzfahrzeuge – von 3,1 bis 44 Tonnen. Ein besonderes Highlight ist unsere Smart Racer-Edition, die es sowohl als Renault Trucks T als auch als T High gibt. Besonders der Renault Trucks T High Smart Racer überzeugt als kraftstoffoptimierte Fernverkehrslösung mit dem DE13 Turbo Compound Motor und sämtlichen verfügbaren Spritspar-Optionen. Das Ergebnis: bis zu 14 Prozent weniger Kraftstoffverbrauch und 15 Prozent geringere CO₂-Emissionen im Vergleich zum Standardmodell. Gleichzeitig verbindet der Smart Racer Effizienz mit markantem Design und Fahrfreude – er zeigt eindrucksvoll, wie Renault Trucks technische Innovation, Nachhaltigkeit und emotionalen Fahrwert miteinander vereint.
KFZanzeiger: In welche Technologie setzen Sie ihre größten Hoffnungen für die Zukunft der Branche?
Maximilian von Löbbecke: Unsere größten Hoffnungen und Energien setzen wir auf Technologien, die Logistikprozesse effizienter, sicherer und nachhaltiger machen. Dazu zählen Automatisierungslösungen innerhalb der Transportketten ebenso wie KI-gestützte Routen- und Auftragsplanungen, die nahtlos mit den Fahrzeugen verbunden sind. Ein anderer Schwerpunkt liegt auf der Weiterentwicklung der Antriebstechnologien. Ergänzend investieren wir stark in Assistenzsysteme, die Fahrer entlasten – bis hin zu teilautonomen Fahrfunktionen, die den Arbeitsalltag sicherer und komfortabler machen.
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Foto: Renault Trucks