Ödgärd Andersson ist seit April 2023 Vertreterin der Anteilseigner im Aufsichtsrat der Traton Group. Seit drei Jahrzehnten in der Automobil- und Technologiebranche tätig, ist sie daher bestens mit den aktuellen Entwicklungen bei der Transformation der Transportbranche vertraut.
In einem aktuellen Interview äußert sich Andersson zum aktuellen Stand der Entwicklung bei autonom fahrenden Lkw und was sich in der Branche in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch tun wird. Sie ist der Ansicht, dass die Branche nach übermäßigem Optimismus und großen Zweifeln der letzten Jahre beim autonomen Fahren im Allgemeinen nun zu einer realistischeren Sichtweise gekommen sei.
„Wir erleben gerade eine aufregende Zeit, da wir sehen, wie viele reale Anwendungsfälle zum Praxiseinsatz kommen. Das Besondere an der Lkw-Branche im Gegensatz zu den Pkw, mit denen ich normalerweise arbeite, ist, dass die Anwendungsfälle begrenzter sind und sich daher leichter und schrittweise umsetzen lassen“, sagt Traton-Aufsichtsrätin Ödgärd Andersson, zugleich CEO des schwedischen Softwareunternehmens Zenseact, das sich auf Software für autonomes Fahren und Fahrerassistenzsysteme spezialisiert hat.
Unterschiedliche Herangehensweise
Beim Pkw könne man zwar auch schrittweise vorgehen, aber man muss im öffentlichen Verkehrsraum arbeiten. Bei autonom fahrenden Lkw werde der Einstieg erleichtert, indem man in geschlossenen Bereichen beginne, zum Beispiel bei industriellen Anwendungen mit abgeschlossenen Zonen wie etwa in Industriegebieten, Häfen und Minen im Bergbau, ohne Fußgänger und Radfahrer, erklärt Andersson die Unterschiede. Ein potenzieller Fallstrick bei diesem Ansatz sei jedoch, dass man am Ende eine Technologie auswähle, die nicht über diese frühen Anwendungsfälle hinausgehen könne. „Deshalb muss es bei autonom fahrenden Lkw eine Progression geben, um mehr und mehr Verkehrsarten abzudecken“, so Andersson.
„Der Business Case für die Automatisierung beim Lkw ist interessant, denn Lkw-Fahrer sind sowohl eine knappe Ressource als auch ein Kostenfaktor. Was diese Entwicklung angeht, so glaube ich, dass wir jetzt einen Durchbruch erleben. Menschliche Fahrer wird es noch lange geben, aber als Branche haben wir die Reise hin zum autonomen Fahren bereits begonnen. Und ich glaube, dass wir bald noch mehr Einsätze sehen werden, die sich von bestimmten Autobahnabschnitten und geschlossenen Bereichen mit niedrigeren Geschwindigkeiten auf andere Einsatzfelder ausweiten werden“, sagt Andersson.
Die TRATON SE als konzernleitende Holding der TRATON GROUP gehört mit ihren Marken Scania, MAN, Navistar und Volkswagen Truck & Bus zu den weltweit führenden Nutzfahrzeugherstellern. Das Produktportfolio der Gruppe umfasst Lkw, Busse und leichte Nutzfahrzeuge.
Das komplette Interview kann auf traton.com nachgelesen werden.
Fotos: Traton Group