Spezifischer Transport mit E-Trucks
Frigosped und B. Braun starten mit drei Elektro-Lkw im Fernverkehr
Das Logistikunternehmen Frigosped steigt mit B. Braun, einem führenden Unternehmen in der Medizintechnologie, auf E-Lkw um. „Wir haben jetzt drei eActros Sattelzugmaschinen für die B. Braun-Verkehre eingeflottet“, berichtet Bernhard Heinrich, Geschäftsführer der Frigosped GmbH.
„Wie alle anderen Sattelzugmaschinen im täglichen Einsatz werden die Elektro-Lkw monatlich etwa 10.000 Kilometer im Fernverkehr zurücklegen“, sagt Michael Bähr, Director Finished Good Logistics bei B. Braun.
Mit mehr als 80 Sattelzugmaschinen und gut 120 Thermotrailern bedient Frigosped täglich die Distributionszentren von B. Braun in Deutschland. Außerdem werden die Beschaffungslogistik und innerbetriebliche Umfuhren zwischen den Werken erledigt.
Frigosped betreibt einen Tauschtrailer-Pool in Melsungen, um den kontinuierlichen Kommissionier- und Versandprozess beim Kunden zu gewährleisten. Im Rahmen der langfristigen Zusammenarbeit hatte B.-Braun-Logistiker Michael Bähr die Idee, auf geeigneten Strecken den Einsatz von E-Lkw zu testen. „Wir waren sofort mit an Bord“, erinnert sich Bernhard Heinrich. Frigosped hatte bereits erste Erfahrungen mit zwei elektrischen Sattelzugmaschinen im Fuhrpark gesammelt.
Dauereinsatz über drei Jahre liefert Daten
„Die E-Trucks fahren regelmäßig vom B. Braun-Warenverteilzentrum in Melsungen zum Standort Glandorf bei Osnabrück und zu den Distributionszentren in Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen) und Eggenstein (Baden-Württemberg)“, sagt Michael Bähr. So werden täglich drei der rund 50 Touren auf den reinelektrischen Antrieb umgestellt. Auch B. Braun hatte zuvor bereits positive Erfahrungen im innerbetrieblichen Verkehr mit einem E-Truck am Standort Melsungen gesammelt.
„Für uns ist es wichtig, die E-Trucks unter unseren spezifischen Bedingungen zu erproben und eigene Erfahrungen zu sammeln“, erklärt Michael Bähr. In der Logistikbranche gibt es noch viel Skepsis gegenüber dieser Technologie – auch wegen der höheren Kosten. „Doch nach den ersten vier Wochen sind wir sehr zufrieden: Laden, Technik und Pünktlichkeit funktionieren einwandfrei“, zieht Michael Bähr eine erste Bilanz. Jetzt gilt es, diese Eindrücke über einen längeren Zeitraum von drei Jahren zu bestätigen, um die Fahrzeuge perspektivisch in größerem Umfang einsetzen zu können.
Am Megawatt-Charger in 30 Minuten auf 80 Prozent
Die drei Mercedes eActros 600 hat Frigosped speziell für B. Braun angeschafft. Sie verfügen über eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern und eine Batteriekapazität von 621 Kilowattstunden. In Zukunft sollen die Fahrzeuge per Megawatt-Charging in etwa 30 Minuten zu 80 Prozent geladen werden können. Aktuell erfolgt das Laden bei Frigosped und an externen Stationen – mit etwa doppelt so langer Ladezeit. Michael Bähr: „Wenn sich die neue Technologie bewährt, ist eine eigene Ladeinfrastruktur an den B. Braun-Standorten denkbar.“
Spezifischer Transport mit E-Trucks: Enge Zeitfenster gelten auch hier
Bernhard Heinrich erklärt, dass die Elektro-Lkw ganz normal in die üblichen Abläufe eingebunden sind. Die vorgeladenen Trailer werden umgehend nach Beladung durch die eigene Flotte von Frigosped auf Basis eines festen Fahrplans in der Nacht zu den Umschlagpunkten transportiert. „Die Anlieferung muss auch mit den E-Trucks auf die Stunde genau erfolgen. Dank digitaler Unterstützung und Echtzeitüberwachung wird eine Pünktlichkeits-Quote in Höhe von 99,8 Prozent erreicht“, so der Frigosped-Geschäftsführer.
„Wir stellen uns den Anforderungen der Kunden, die neben Umweltbewusstsein immer stärker auch auf Digitalisierung drängen“, sagt Bernhard Heinrich. So sind vor dem Umstieg auf den Elektroantrieb geeignete Strecken ausgewählt worden, die eine Regelmäßigkeit in der Hin- und Rückfracht bieten. Weitere Kriterien waren Topografie, Ladungsgewicht und Optionen zur Nachladung.
„Auch im Wintereinsatz benötigen die Fahrer ausreichende Energie-Reserven“, erklärt Heinrich die komplexen Anforderungen. Die Ladeinfrastruktur ist die größte Herausforderung. „Die Hauptladung der Lkw erfolgt zwar in den Schichtpausen der Fahrer. Aber auf zwei Touren muss noch eine Zwischenladung erfolgen“, berichtet Bernhard Heinrich.
Fahrerauswahl: Mehr Interessenten als E-Fahrzeuge
Vorbehalte seitens der Fahrer hat Frigosped nicht erlebt. „Im Gegenteil: Wir hatten mehr Interessenten als E-Fahrzeuge“, sagt Heinrich. Die ausgewählten Fahrer erhalten, bevor sie auf den Elektro-Lkw umsteigen, eine Einweisung in die Besonderheiten der Fahrzeuge.
Zu den tatsächlichen Kosten und den CO2-Einsparungen ist eine umfassende Analyse geplant. „Da spielen viele Aspekte und saisonale Einflüsse eine große Rolle“, erklärt Michael Bähr. Daher sind die Daten der ersten Wochen für den Dauereinsatz wenig aussagekräftig. „Wir werden aber gute Daten bekommen und dann entscheiden, ob und wie wir die Transformation des Fuhrparks schrittweise vorantreiben.“
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Foto: Frigosped GmbH