Sind batterieelektrische Oberleitungs-Lkw (O-Lkw) ein möglicher Lösungsansatz, um dem Ziel eines klimaneutralen Straßengüterverkehrs näherzukommen? Das soll auf einer eHighway-Teststrecke in Hessen evaluiert werden. Gerade wurde die Oberleitungsanlage auf der A 5 von Frankfurt Richtung Darmstadt um rund sieben Kilometer erweitert und in Betrieb genommen. Damit können die O-Lkw in südlicher Fahrtrichtung nun auf insgesamt zwölf Kilometern elektrisch fahren und gleichzeitig ihre Batterien aufladen.
Von der Streckenerweiterung der Oberleitungsanlage versprechen sich die beteiligten Konsortialpartner des Innovationsprojekts ELISA (elektrifizierter, innovativer Schwerlastverkehr auf Autobahnen) neue Erkenntnisse im Hinblick auf das Ladeverhalten der Lkw auf einer längeren Strecke und die Wirtschaftlichkeit der Technologie. Derzeit sind zehn Oberleitungs-Hybrid-Lkw im Einsatz. Der erste rein batterieelektrische O-Lkw wird voraussichtlich im September eingesetzt werden. Während der Fahrt auf der Teststrecke wird der Elektromotor der O-Lkw mit Strom aus der Oberleitung angetrieben, während gleichzeitig die Batterien aufgeladen werden. Das dynamische Laden verkürzt stationäre Stand- und Ladezeiten und ermöglicht elektrisches Fahren auch über den elektrifizierten Streckenabschnitt hinaus.
Wer steckt hinter dem Pilotprojekt?
Im Januar 2021 hatte die neu gegründete Autobahn GmbH des Bundes von Hessen Mobil die Gesamtprojektleitung des eHighway Hessen übernommen. Gemeinsam mit der Siemens Mobility GmbH, der e-netz Südhessen AG und der Technischen Universität Darmstadt setzt die Autobahn GmbH das Pilotprojekt bis Mitte 2025 fort. Der Feldversuch wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert und fortlaufend unter technologischen, verkehrlichen, ökologischen, ökonomischen, organisatorischen und akzeptanzbezogenen Aspekten evaluiert. Insgesamt sieht die Projektplanung zwölf Lkw-Prototypen vor, die den eHighway im Regelbetrieb nutzen. Diese Anzahl an O-Lkw ist ausreichend, um die für die Evaluation benötigte Datengrundlage zu schaffen.
Positive Zwischenbilanz
Im Rahmen der Evaluierung wurden mittlerweile mehr als 500.000 zurückgelegte Kilometer von O-Lkw ausgewertet. Die Auswertung unterstreicht den hohen Reifegrad der Technologie: Die eHighway-Technologie ist praxiserprobt und skalierbar (flexibel erweiterbar) und damit ein möglicher innovativer Lösungsansatz, um dem Ziel eines klimaneutralen Straßengüterverkehrs näherzukommen. Die dynamische Batterieladung während der Fahrt an der Oberleitung ermöglicht grundsätzlich eine rein elektrische Fahrt bis zum Ziel und kann Batteriekapazitäten, Stand- und Ladezeiten der Lkw sowie den Bedarf an Platz und festen Ladeinfrastrukturen reduzieren. Im Pilotbetrieb vor Beginn der Teststreckenerweiterung konnte eine Verfügbarkeit von bis zu 98 Prozent erreicht werden. Negative Rückwirkungen auf das übergeordnete Stromnetz wurden bisher nicht beobachtet.
Die Inbetriebnahme der erweiterten Teststrecke ist nun der Startschuss für eine neue Phase der Evaluation, in der auch die Daten neuer Fahrzeuge und Fahrzeugtypen sowie der erweiterten Teststrecke berücksichtigt werden können.
Foto: Autobahn GmbH