Die Straße und die hohe See sind in der Logistik zwei der ganz großen Elemente für die internationalen Warenströme – und funktionieren für sich alleinstehend hervorragend. Damit sie gemeinsam eine runde Lösung darstellen, braucht es in einer Scharnierfunktion noch Häfen. In diesem Umfeld positioniert sich der JadeWeserPort in Wilhelmshaven u.a. durch einen gezeitenunabhängigen Zugang.
Autor des Beitrags ist Sönke Kewitz, Geschäftsführer von P3 Deutschland.
Der ideale Logistikstandort ist wie eine gut geölte Maschine in einem Uhrwerk – präzise, effizient und nahtlos in die Gesamtabläufe integriert. Die Suche danach gleicht aber oft eher der nach der sprichwörtlichen eierlegenden Wollmilchsau. Speziell aus der Perspektive der Hochseelogistik von Kfz stauen sich am Hafen viel zu oft zuerst die Schiffe und dann die Autos. In diesem Umfeld positioniert sich der JadeWeserPort (JWP) in Wilhelmshaven kontinuierlich als eine zentrale Drehscheibe – auch im Bereich Automotive. Hierbei ermöglicht der Hafen das gezeitenunabhängige Anlegen von Schiffen und verknüpft dies geschickt mit einer expandierenden Lkw-Logistik, die auch den temperaturgeführten Transport einschließt.
JadeWeserPort mit Platz für Kühlcontainer
Als Deutschlands einziger Tiefwasserhafen zeichnet sich der JadeWeserPort durch ein einmaliges Merkmal aus. Konkret: Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 18 Metern können den Hafen unabhängig von den Gezeiten anlaufen. Dabei ist er über verschiedene Reedereien mit Zielen in Asien, Nordamerika sowie Nord- und Osteuropa verbunden, was bedeutende Warenströme ermöglicht. Diese Infrastruktur bietet der Automobilindustrie die Möglichkeit, größere Teile und Produkte effizienter zu importieren und zu exportieren, was ihre Wettbewerbsfähigkeit steigert. In der komplexen und just-in-time geprägten Branche spielen effiziente Logistikprozesse eine entscheidende Rolle.
Der Hafen präsentiert sich benutzerfreundlich mit mehr als 300 kostenlosen Parkplätzen und einem umfassenden Serviceangebot. Besonders umweltfreundlich ist der Standbetrieb für Kühlfahrzeuge, da versenkbare Elektranten im Truck Service Center die Umstellung von Diesel auf Strom ermöglichen. Es stehen 27 Reefer-Stellplätze zur Verfügung, das Areal ist mit einer Einzäunung versehen und eine Kartentankstelle sichert die Versorgung mit Treibstoff wie Diesel und Lkw-LNG. Eine Ergänzung mit der Komponente Strom ist in der Planung. In Summe verfügt der JadeWeserPort über mehr als 500 Reefer-Plug-In-Stationen.
Sonnenstrom und breite Tore
Um den Bedarf an Lager- und Kommissioniermöglichkeiten zu decken, errichtet P3 im Güterverkehrszentrum eine Logistikfläche von 140.000 Quadratmetern, die in den kommenden Jahren schrittweise fertiggestellt wird. Eine klimafreundliche Eigenschaft dieses Projekts ist die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf rund 47.000 Quadratmetern der Hallendächer, mit einer geplanten Leistung von etwa 9 MWp. Für den Transport sperriger Güter, entwickelt P3 zudem am JadeWeserPort verschiedene Tore mit bis zu 7 Metern Breite. Diese ermöglichen die seitliche Be- und Entladung großer Bauteile, die nicht durch die hintere Luke eines LKWs passen.
Exkurs: Mosolf-Gruppe als Erfolgsbeispiel im JadeWeserPort
Beispielhaft für den Erfolg des JadeWeserPorts sind auch die Aktivitäten der Mosolf-Gruppe. Das Unternehmen ist ein führenden Dienstleister für Fahrzeuglogistik in Europa und Nachbar von P3 vor Ort. Die Mosolf-Gruppe plante, bis Ende letzten Jahres etwa 30.000 Autos über den Hafen zu importieren und hat einen ihrer Standorte in der Nähe von P3s neu erworbenen Grundstück. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen betont die Gruppe die Relevanz des Hafens, der sowohl am Containerterminal als auch im Innenhafen von Wilhelmshaven effizientes Umschlagen ermöglicht. Auf dem Gelände erfolgt das Entladen der Autos aus den Containern, gefolgt von ersten Pre-Delivery-Inspections. Letzteres umfasst zum Beispiel Reinigungstätigkeiten oder die Installation neuer Software. Anschließend erfolgt die Distribution von der Hafenkante zu Händlern und weiteren Auslieferungsstandorten.
Ausblick
Der JadeWeserPort spielt eine zentrale Rolle im globalen Automobilhandel als Tiefwasserhafen mit effizienten Umschlagmöglichkeiten für Fahrzeuge. Mit Lagerkapazitäten und guter Anbindung an Straße und Schiene ist er eine wichtige Schnittstelle. Angesichts des wachsenden Fokus auf Elektrofahrzeuge könnte seine Bedeutung weiter steigen. Insbesondere die hohe Anzahl an Reefer-Plug-In-Stationen bietet Potenziale für die Automotive-Industrie. Diese Stationen ermöglichen nicht nur eine umweltfreundliche Energieversorgung für Kühlfahrzeuge, sondern dienen auch der temperaturgeführten Lagerung von Batterien. Die konstante Temperaturkontrolle gewährleistet die Sicherheit und Effizienz, was insbesondere für Elektrofahrzeuge von entscheidender Bedeutung ist. Diese fortschrittliche Infrastruktur positioniert den JadeWeserPort als einen bedeutenden Hub für die Elektromobilitätsindustrie. Zudem stärkt sie seine Rolle als Vorreiter in der nachhaltigen Automobillogistik.
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