Eisplatten, die von Lkw-Dächern fallen, sind für alle Verkehrsteilnehmer eine Gefahr von oben. Mit speziellen Systemen lässt sich die Eisbildung vermeiden. Sie sind entweder in der Erstausrüstung oder als Nachrüstlösungen zu haben. Wir stellen wichtige Anbieter vor.
Der Beitrag ist bislang nicht im KFZ anzeiger erschienen, seine Erstveröffentlichung erfolgt online. Autor ist Thomas Rosenberger.
Die Sache ist klar: Wenn im Winter Eisschollen oder Schneeplatten vom Auflieger beziehungsweise Anhänger fallen und ein anderes Fahrzeug beschädigen oder – schlimmer noch – einen Verkehrsteilnehmer verletzen, dann haftet der Fahrer des Lastzugs. Das regelt die Straßenverkehrsordnung (StVO) in § 23. Auch der Halter kann in die Haftung genommen werden, sollte der Fahrer zuvor vom Betriebshof gestartet sein (§§ 31 und 69a Straßenverkehrszulassungsordnung, StVZO). Die Gefahr von oben ist in der kalten Jahreszeit allgegenwärtig und sollte von Flottenbetreibern und Berufskraftfahrern nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Auf dem Planendach können sich schließlich mehrere hundert Liter Wasser sammeln und in kalten Nächten gefrieren. Wenn der Fahrer am nächsten Morgen vor Fahrtantritt nichts unternimmt, dann können sich vor allem beim Anfahren oder in einer Kurve Eisbrocken lösen und herabstürzen.
Die BG Verkehr mahnt: Der Fahrer muss vor Fahrtantritt sein Fahrzeug kontrollieren und Aufbau und Dach von Schnee und Eis befreien. Das klingt selbstverständlich, ist aber in vielen Situationen leichter gesagt als getan. Während es auf manchen Autohöfen und Unternehmensgeländen spezielle Gerüste oder Container gibt, um Eis und Schnee vom Dach zu räumen, haben viele Fahrer unterwegs und nach der Übernachtung am Rasthof oder auf einem unbewirtschafteten Parkplatz wenig Möglichkeiten, um sicher ans Dach zu gelangen – oder die wenigen öffentlichen Gerüste sind belegt. Eine Leiter für den professionelle Einsatz und Schneeschieber sind die Notlösung – unbedingt auf Standsicherheit achten und mit einem Leitergurt gegen Wegrutschen sichern! Und passiert trotz aller Vorsichtsmaßnahmen etwas, kann es trotzdem sein, dass Versicherungen nicht zahlen, wenn der Fahrer nicht nachweisen kann, dass er alle gängigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatte.
Luftschlauch aufblasen statt Kletterübungen
Wer gar nicht erst darüber diskutieren möchte, sollte zu den ebenso komfortablen wie sicheren Luftschlauchsystemen greifen, die es von verschiedenen Herstellern gibt. Diese aufblasbaren Luftschläuche unterm Verdeck heben auf Knopfdruck das Verdeck zur Mitte hin an und bilden ein Satteldach. So kann sich Wasser während einer Ruhepause gar nicht erst ansammeln und gefrieren. Manche Systeme sind so stark, dass sie das Eis sprengen und die Brocken abrutschen. Der Clou: Der Bund fördert solche Systeme im Rahmen des De-minimis-Beihilfenprogramms, wobei bis zu 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben bis zu einem Höchstbetrag von 2.000 Euro je Fahrzeug und 33.000 Euro je Unternehmen pro Jahr förderfähig sind, so dass die Kosten je Fahrzeug verhältnismäßig günstig ausfallen. Flottenbetreiber finden hierzu alle Infos unter www.balm.bund.de in der Rubrik Förderprogramme.
Zwei Systeme – zwei Philosophien
Zwei Systeme sind hierzulande am weitesten verbreitet: Das Roof Safety Airbag (RSAB) von K & M sowie Airpipe von Bauregger. Sie bieten im Wesentlichen die gleiche Funktion gegen die eisige Gefahr von oben, ihre Konstruktion unterscheidet sich aber. Marktführer dürfte hierzulande das RSAB sein. Schmitz Cargobull, Krone, Kögel und Schwarzmüller verbauen es ab Werk. Die Österreicher bieten auf Nachfrage auch Airpipe an. Laut K & M-Geschäftsführer Holger Köhler befinden sich inzwischen etwa 40.000 RSAB-Systeme im Markt. Etwa 4.000 Einheiten produziert das Unternehmen pro Jahr. Auch die Nachrüstung durch einen Servicebetrieb ist in der Regel möglich. Der Zeitaufwand soll bei 3 bis 4 Stunden liegen.
RSAB besteht aus einem mittig zwischen Dachplane und den Spriegeln liegenden Luftschlauch, der mit Luft aus dem Druckluftsystem des Lkw in wenigen Minuten aufgepumpt wird. Dadurch hebt sich die Plane knapp 18 cm und die Wassermassen fließen links und rechts vom Lkw ab. Über die Steuereinheit an der Stirnwand des Aufbaus startet der Fahrer die Befüllung. Das System hält den Druck bis zu einer Woche aufrecht und kann daher auch bei abgestellten Trailern zum Einsatz kommen. Damit der Trailer nicht die höchstzulässige Höhe von vier Metern überschreitet, evakuiert der Fahrer vor Weiterfahrt den Schlauch über die Steuereinheit oder im Falle der Version RSAB automatic durch Betätigung der Bremse. Dazu ist das System mit dem EBS-Signal verbunden. Durch das Vakuum im Schlauch lässt sich RSAB laut Köhler auch bei Schiebe- und Hubdächern einsetzen.
In neuester Ausführung ist es möglich RSAB optional mit einer 5 oder 10 m langen LED-Lichtleiste auszurüsten, die in Fahrtrichtung links seitlich auf dem Aluprofil unterhalb der Schiebeverdeckrollen aufgeklebt wird. So bringt es im Winter zusätzlich Licht ins Dunkel des Laderaums. Auch diese Option ist laut K & M förderfähig. Es gibt auf Wunsch auch eine rein pneumatisch gesteuerte Version, die aber nicht mit dem Bremssignal verbunden ist und bei Druckverlust nicht automatisch nachpumpen kann. Abgesehen von Curtainsidern rüstet K & M auch Kofferfahrzeuge aus. Dann liegt der Schlauch auf dem Dach und unterhalb einer Plane, die das Dach zusätzlich abdeckt. Auch an Schubbodenfahrzeugen kann RSAB laut dem Firmenchef eingesetzt werden.