Einen Anstieg der Mängelquoten bei Nutzfahrzeugen hat nun der aktuelle „TÜV-Report Nutzfahrzeuge 2021“ ans Licht gebracht: 19,6 Prozent der geprüften Fahrzeuge sind bei der Hauptuntersuchung (HU) mit erheblichen oder gefährlichen Mängeln durchgefallen – das sind 0,3 Prozentpunkte mehr als im letzten Report 2019.
„Der Positivtrend der vergangenen Jahre bei der Sicherheit von Nutzfahrzeugen ist vorerst gestoppt“, sagte Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband, bei der Vorstellung des Reports. „Vor allem die von Lieferdiensten, Handwerkern und anderen Gewerbetreibenden stark beanspruchten Kleintransporter sind mit zahlreichen technischen Mängeln unterwegs.“ In der Gruppe der sieben bis acht Jahre alten Kleintransporter hat mehr als jedes vierte Fahrzeug (27,9 Prozent) die HU nicht bestanden, ein Plus von 2,2 Punkten. Im Schnitt haben sie dann bereits 128.000 Kilometer zurückgelegt.
Häufigster Mangel sind in dieser Altersklasse defekte Rückleuchten mit einem Anteil von 12,9 Prozent. Bei 5,9 Prozent der Fahrzeuge treten Ölverluste am Motor oder Antrieb auf, die umweltschädlich sind und bei Unfällen brandbeschleunigend wirken. 5,4 Prozent fallen wegen Problemen mit der Achsaufhängung durch die HU. „Kleintransporter sind im Dauereinsatz und im Stadtverkehr harten Belastungen ausgesetzt“, sagte Goebelt. Kleintransporter machen mit 84 Prozent den Großteil aller Nutzfahrzeuge in Deutschland aus. Der Bestand ist in dieser Klasse seit dem Jahr 2010 laut Kraftfahrt-Bundesamt um rund 1 Million Fahrzeuge auf aktuell 2,88 Millionen Stück gestiegen. Hauptgründe für dieses Wachstum sind der Boom des Online-Handels und die Hochkonjunktur in der Baubranche.
Für den TÜV-Report Nutzfahrzeuge 2021 sind rund 1,95 Millionen Hauptuntersuchungen ausgewertet worden. Erstmals sind in die Statistik Fahrzeuge mit „gefährlichen Mängeln“ eingeflossen. Deutschland setzt der Einführung diese Mängelgruppe eine EU-Vorgabe um. „Die neue Mängelkategorie verhindert, dass als gefährlich eingestufte Fahrzeuge bis zum Reparaturtermin noch wochenlang auf den Straßen unterwegs sind“, sagte Goebelt. Rund 10.000 Fahrzeuge mussten mit zerschlissenen Bremsscheiben, undichten Bremsschläuchen oder stark abgefahrenen Reifen von ihren HalterInnen sofort in die Werkstatt gebracht werden. Weitere rund 1.300 Nutzfahrzeuge wurden als „verkehrsunsicher“ eingestuft und wurden von den Sachständigen noch an Ort und Stelle aus dem Verkehr gezogen. Das ist der Fall, wenn zum Beispiel das Fahrgestell durchgerostet ist oder sicherheitsrelevante Komponenten wie Bremsen oder die Lenkung nicht mehr oder kaum noch funktionieren.
In der Klasse der leichten LKW von 3,5 bis 7,5 Tonnen ist der Anteil der Fahrzeuge mit erheblichen und gefährlichen Mängeln über alle Altersgruppen um 0,5 Punkte auf 18,5 Prozent gestiegen. Bei den mittelschweren LKW von 7,5 bis 18 Tonnen liegt die Quote bei 19,5 Prozent auf dem Niveau des Reports vor zwei Jahren. Am schlechtesten schneiden bei den größeren Fahrzeugen die schweren LKW ab 18 Tonnen mit 19,9 Prozent ab. Hier gab es nach einem kräftigen Zuwachs der Mängelquoten im letzten Nutzfahrzeugreport in der aktuellen Ausgabe ein moderates Plus von 0,2 Punkten.
Über alle Gewichts- und Altersklassen zählen Defekte an der Beleuchtungsanlage zu den am häufigsten festgestellten Mängeln. Bei älteren Fahrzeugen treten häufiger Probleme mit den Bremsen auf. Auch Ölverluste an Motor und Antrieb sind keine Seltenheit, wenn die Fahrzeuge nicht regelmäßig gewartet werden.