Trotz des volatilen Marktumfelds durch die zahlreichen gegenwärtigen Krisen blickt der Vorstandsvorsitzende von Kärcher, Hartmut Jenner, auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2023 zurück. Das Familienunternehmen erzielte in diesem Zeitraum einen Umsatz von 1,75 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Wie sich das zweite Halbjahr entwickelt, dazu wollte Jenner wegen der ungewissen Aussichten keine Voraussage treffen. Zusätzlichen Schub soll indes die überarbeitete Produktpalette der Kalt- und Heißwasser-Hochdruckreiniger verleihen.
140 Millionen Euro für neue Produkte
Kärcher investiert als Gegenmaßnahme zur wechselhaften Konjunktur in Forschung und Entwicklung. 140 Millionen Euro oder 4,5 Prozent vom Umsatz fließen laut Jenner trotz Lieferkettenstörungen, Kosten- und Margendruck in Forschung und Entwicklung. Der Erfolg ist sichtbar: Allein dieses Jahr hat Kärcher schon 50 Patente angemeldet, macht insgesamt 730. 90 Prozent der Kärcher-Produkte seien jünger als fünf Jahre. Bei der Weiterentwicklung der B2B-Reinigungspalette hat Kärcher laut dem Firmenchef vor allem Wert auf wirtschaftliche Effizienz, Ergonomie und Bedienbarkeit sowie Qualität „Made in Germany“ gelegt.
Von Hammerschlag-Blau über Gelb zu Anthrazit
Bis 1974 trugen Kärcher-Produkte Hammerschlag-Blau, später dann das strahlende Gelb. Seit 2013 ist die Signalfarbe den Consumer-Produkten vorbehalten. Die Geräte für professionelle Nutzer tragen seither indes Anthrazit. Am Stammsitz in Winnenden hat der Reinigungsspezialist die jüngsten Innovationen für den professionellen Bereich präsentiert.
HDS-Heißwasser-Hochdruckreiniger: fürs Lösen von Ölen und Fetten
Für Werkstätten dürften die neuen Heißwasserreiniger der sogenannten Mittel- und Superklasse die wichtigsten Innovationen sein. Mit diesen Geräten ist sowohl die Reinigung von Fahrzeugen als auch von Servicebahnen möglich. Ab 60 Grad beginnen sich Fette und Öle zu lösen. Die maximale Temperatur der HDS-Geräte liegt jeweils bei 80 und im Heißdampfbetrieb bei 155 Grad, etwa um zusätzlich Keime zu reduzieren. Die sechs HDS-Varianten sind analog aufgebaut und unterscheiden sich in der Leistungsfähigkeit. Während die Modelle der Superklasse bis zu 200 bar und eine Fördermenge bis 1.300 Liter pro Stunde erzeugen, sind es bei der Mittelklasse maximal 210 bar und 1.000 Liter pro Stunde. Zur Ausstattung gehören je nach Modell eine automatische Schlauchtrommel, die die Rüstzeiten um die Hälfte verringert. Hinzu kommt die Easy!Force-Hochdruckpistole, die die Haltekraft laut Kärcher auf Null verringert. Ein Vorteil gerade bei längerer Arbeitsdauer. Praktisch ist auch die Regelung der Leistung und Durchflussmenge über den Servo-Control-Drehring direkt an der Lanze. Das spart Laufwege zum Gerät.
HD-Kaltwasser-Hochdruckreiniger: mit Hochdruck Schmutz wegspritzen
Die überarbeitete Kaltwasser-Hochdruckreiniger-Baureihe trumpft mit zwölf Geräten auf. Je vier Modelle bilden eine Produktklasse mit je drei unterschiedlichen Ausstattungsvarianten. Sie alle sollen nun ergonomische als zuvor sein. Dank Rotordüsen mit Vibrasoft-Funktion werden bei den „Plus“-Ausführungen Vibrationen laut Kärcher um 30 Prozent gesenkt. Ein Vorteil bei längeren Arbeitsdauern. Je nach Variante erzeugen die neuen Modelle eine maximale Durchflussmenge von 900 bis 1.300 Liter pro Stunde sowie einen Arbeitsdruck bis 250 bar. Somit eignen sie sich für das Lösen starker Verschmutzungen wie sie in der Landwirtschaft und am Bau an der Tagesordnung sind. Auch für diese Geräte sind wie im Falle der HDS-Geräte die Easy!Force-Pistole und der Servo-Control-Drehring verfügbar. Die SXA-Varianten bieten ebenfalls den automatischen Schlauchrollwagen.
Scheuersaugmaschine B 50 W: Nachläufer für die Hallenpflege
Die Scheuersaugmaschine B 50 W löst das Modell B 40 W ab und bietet trotz kompakter Bauweise einen 50-Liter-Wassertank. Die damit verbundene Reichweite soll somit um 25 Prozent höher als bei vergleichbaren Maschinen sein. Das heißt: Die Füllmenge von 50 Litern reicht für eine Fläche aus, die sonst von einem Gerät mit 62,5 Liter Tank gereinigt werden müsste. Zudem setzt Kärcher auf ein smartes Bedienkonzept: Per Handy-App lassen sich Einstellungen anpassen und Funktionen bedienerindividuell zuweisen. Zudem kann das Smartphone während des Einsatzes auch als Bedienelement und Display genutzt werden, indem es auf die Maschine geklippt wird. Der Vorteil: Während fixe Touch-Displays der Maschine veralten, ist die Handy-App-Darstellung immer State-of-the-art. Neu sind zudem der Lithium-Ionen-Akku, der bis zu 5.000 Ladezyklen ermöglichen soll, und die geschwindigkeitsabhängige Dosierung von Wasser und Reinigungsmittel, die laut Hersteller bis 50 Prozent Ressourcen einspart. Der zweischneidige Bürstenkopf D60 erhöht zudem die Arbeitsbreite auf 60 Zentimeter.
Aufsitz-Kehrsaugmaschine KM 85/50 R BP: Aufsitzen zur Hofpflege
Ab einer Betriebshoffläche von 5.000 Quadratmeter empfiehlt sich eine Aufsitz-Kehrsaugmaschine für die wirtschaftliche Reinigung und komfortable Arbeitsweise. Auch diese Produkte hat Kärcher überholt und wie im Falle der KM 85/50 R mit einem Lithium-Ionen-Akku ausgerüstet. Dieser ist zwar kostspieliger als die herkömmliche Ausführung, soll sich aber wegen seiner vier Mal längeren Haltbarkeit beziehungsweise bis zu 3.800 Ladezyklen, die der Lebenszeit der Maschine entspricht, bereits nach zwei Jahren auszahlen.
Handgeführte Kehrsaugmaschine KM 70/20: servicefreundlich und langlebig
Kleinere Höfe ab 300 Quadratmeter und auch Innenräume lassen sich komfortabel und effizient mit einer handgeführten Maschine reinigen. Hier hat Kärcher bei der Produkterneuerung auf Servicefreundlichkeit und lange Lebensdauer geachtet: Dazu tragen der leichte Wechsel der zwei Seitenbürsten ebenso bei wie die zusätzliche Parkposition für die insgesamt in sechs Stufen einstellbare Hauptwalze, so dass sie auch bei längeren Standzweiten nicht abplattet. Filterkassetten säubern nun die Luft, die zum Bediener ausströmt. Zusätzliche Ablagemöglichkeiten erlauben das Mitführen von Hilfsmitteln.
Trockeneis-Strahlgerät IB 10/8 L2P: rückstandslos sauber
Die Trockeneisreinigung verbindet starke Reinigungsleistung mit maximaler Schonung der Oberflächen. Denn das Eis besteht aus CO2. Dieses ist verhältnismäßig weich und verdampft nach dem Aufprall. So hinterlasst es keine Rückstände an empfindlichen Polstern, Mechaniken und elektronischen Bauteilen. Für viele Betriebe war es aufgrund der anspruchsvollen Lagerhaltung ein Problem, CO2-Eispellets bedarfsgerecht vorzuhalten. Denn die Pellets sublimieren über die Zeit zu Gas. Die neuen Maschinen verfügen als weltweit erste Geräte über eine integrierte Trockeneisproduktion. So sind sie in der Lage, aus flüssigem CO₂ in Steigrohrflaschen Eispellets herzustellen. Eine Lagerung von gefrorenem CO2 ist nicht mehr nötig.
Autor: Thomas Rosenberger/Fotos Thomas Rosenberger, Kärcher