Grünes Methanol ist der Schlüssel, um die Schiff- und Luftfahrt sowie die chemische Industrie aus der Abhängigkeit von Öl und Gas zu befreien. Mit Quantenchemie und prominenten Investoren will das Berliner Climate-Tech-Start-up C1 nun in Leuna grünes Methanol mit einem neuartigen Katalyseverfahren herstellen, das die wirtschaftliche Produktion aus nicht-fossilen Rohstoffen wie Biomasse oder CO2 ermöglicht.
Allein die Schifffahrt ist aktuell für den Ausstoß von rund 1,1 Milliarden Tonnen CO₂ (rund drei Prozent der globalen CO₂-Emissionen) sowie weiterer gesundheitsschädlicher Luftschadstoffe wie Schwefel- und Stickoxide oder Feinstaub verantwortlich. Durch den Einsatz grüner Kraftstoffe könnten also jedes Jahr mehr als eine Gigatonne CO₂ eingespart werden. Eine der vielversprechendsten Treibstoffalternativen für Container-Schiffe ist derzeit grünes Methanol. Doch noch ist die Produktion von Methanol emissionslastig und nicht besonders effizient.
Das soll sich nun ändern: Das Berliner Climate-Tech-Start-up C1 hat einen neuen, hocheffizienten Katalysator entwickelt, der das 100 Jahre alte Verfahren revolutioniert. Dieser ermöglicht die wirtschaftliche Produktion von grünem Methanol aus
nicht-fossilen Rohstoffen wie Biomasse oder CO₂. Daraus könnte eine Methanol-Wirtschaft entstehen, bei der der eingesetzte Kohlenstoff in einem kontinuierlichen Kreislauf genutzt wird, anstatt zusätzliche CO₂-Emissionen zu erzeugen.
Start in Leuna, dem Zukunftsstandort für grüne Chemie
Ein Konsortium aus zwei Fraunhofer-Instituten, DBI-Gastechnologisches Institut Freiberg, TU Berlin und C1 hat im August das Projekt „Leuna100” im Chemieparks Leuna gestartet. Ziel ist die marktreife und skalierbare Herstellung grünen Methanols für die Schiff- und Luftfahrt. Dafür setzt das Expertenkonsortium auf das neuartige C1-Katalyseverfahren zur Herstellung von grünem Methanol. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) über die nächsten drei Jahre mit insgesamt 10,4 Millionen Euro gefördert.
„Im Jahr 1923 wurde in Leuna die erste kommerzielle Methanol-Anlage der Welt errichtet. Wir schreiben diese Erfolgsgeschichte nun fort, indem wir genau 100 Jahre später am gleichen Ort den Herstellungsprozess von Methanol komplett neu erfinden“, erklärt Dr. Christoph Zehe, der als Mitgründer von C1 das Projekt verantwortet.
Für den Markthochlauf des E-Methanol-Verfahrens müssen dafür jedoch einzelne Prozessschritte und insbesondere ihre Kopplung zu einem Gesamtprozess optimiert und skaliert werden. Ziel des Projektes ist die weltweit erstmalige Realisierung des Gesamtprozesses aus strombasierter Synthesegas-Erzeugung und einer grundlegend neu entwickelten Methanolsynthese unter Realbedingungen.
„Regenerative Kraftstoffe auf Basis von grünem Wasserstoff und CO₂ bieten eine Alternative, sind aber noch nicht bereit für den Markthochlauf. Genau hier setzen wir mit dem Projekt ‘Leuna100’ an, indem wir von CO₂ bis Methanol die komplette Prozesskette innovieren und so das günstigste Verfahren zur Herstellung von grünem Methanol etablieren”, erklärt Dr. Kai junge Puring, Projektleiter am Fraunhofer UMSICHT.
Wenn alles gelingt, wie geplant, könnte damit der Weg zur Herstellung von grünem Methanol im industriellen Maßstab geebnet werden und der Chemieparks Leuna zum Zukunftsstandort für grüne Chemie werden.