Der Güterverkehr ist eine feste Säule der Weltwirtschaft – und dabei spielt das Nutzfahrzeug eine wichtige Rolle. Mit der Transformation vom Hardware- zum Software-definierten Fahrzeug zeigt sich auch hier ein Paradigmenwechsel, ähnlich dem Pkw-Sektor. Bosch begegnet diesem Wandel mit Hardware- und Software-Produkten, maßgeschneiderten Lösungen und smarten Services.
So unterstützt das Technologieunternehmen Lkw-Hersteller, Spediteure und Logistiker auf dem Weg in die Zukunft. Seine Innovationen für den Güterverkehr von morgen zeigt Bosch auf der IAA Transportation 2024 in Halle 19/20, Stand A51/B52.
Elektrischer Antrieb
Für leichte wie auch schwere Nutzfahrzeuge fertigt Bosch wirtschaftliche und effiziente Elektrifizierungslösungen. Die Bosch eAchse lässt sich leicht in Nutzfahrzeuge bis 7,5 Tonnen integrieren. So können beispielsweise Flottenbetreiber im Verteilerverkehr auch in Zukunft zugangsbeschränkte Bereiche wie innerstädtische Umweltzonen befahren. Elektromotor und Inverter von Bosch kommen bereits in einem schweren, rein batterieelektrisch betriebenen Nutzfahrzeug zum Einsatz. Hier ermöglichen eine 800-Volt-Betriebsspannung und die eingesetzten Siliziumkarbid-Chips höhere Reichweiten und kürzere Ladezyklen für einen effizienten Warentransport auch auf der Langstrecke.
Brennstoffzelle
Klimaneutral können Nutzfahrzeuge auch mit einem Brennstoffzellensystem betrieben werden. Diese Technologie eignet sich insbesondere für längere Fahrstrecken und maximale Zuladung – und ist damit eine sinnvolle Ergänzung zu batterieelektrischen Trucks. Mit einem 200-Kilowatt-Brennstoffzellensystem ist Bosch bereits in Serie. Nun arbeitet das Unternehmen am „Fuel Cell Power Module Compact 300“, das noch kompakter und mit einer gesteigerten Leistung von 300 Kilowatt zugleich effizienter werden soll. Neben solchen Komplettlösungen bietet Bosch auch einzelne Systemkomponenten und Submodule sowie Komponenten für Wasserstoff-Speichersysteme an und kann so jedem Kunden das passende Angebot machen.
Wasserstoffmotor
Eine weitere Option für den klimafreundlichen Warentransport auf der Straße ist der Wasserstoffmotor , der zunächst in schweren Nutzfahrzeugen zum Einsatz kommen soll. Anfang 2024 hat die EU auch diese Antriebslösung als klimaneutral anerkannt. Da sein Konzept aus etablierten Diesel- und Erdgasmotoren abgeleitet ist, können Motorenhersteller hier mehr als 90 Prozent bestehender Entwicklungs- und Fertigungstechnologien nutzen. Bosch entwickelt für den Wasserstoffmotor die maßgeblichen Komponenten des Einspritzsystems, darunter einen neuen Injektor für die Direkteinblasung, der ohne zusätzliche Schmierung auskommt und im Jahr 2026 auf den Markt kommen soll. Der Markteintritt der ersten mit Bosch-Saugrohreinblasung ausgestatteten Wasserstoffmotoren ist für das Jahr 2025 geplant.
H2-Tanksystem
Zentrale Herausforderungen bei der Auslegung von H2-Tanksystemen sind die sichere Speicherung von Wasserstoff unter Hochdruck und die kontrollierte Bereitstellung des leicht entzündlichen Gases. Die ITK Engineering GmbH unterstützt und berät Fahrzeughersteller im gesamten Entwicklungsprozess von der Konzeption bis zur Umsetzung eines sicheren, zertifizierten H2-Tanksystems. Außerdem setzt die ITK Engineering bei der Systemauslegung auch auf digitale Zwillinge (Digital Twins) zur physikalischen Simulation, um maximale Sicherheit und Effizienz zu erreichen.
Vernetzungslösungen
Auch mit digitalen Services von Bosch können Flottenbetreiber und Fahrzeughersteller die Effizienz ihrer Fahrzeuge weiter verbessern. Technische Basis ist hier der Automotive Connectivity Hub – eine nachrüstbare Konnektivitätslösung, die herstellerunabhängig den Zugriff auf die Betriebs- und Diagnosedaten eines Fahrzeugs erlaubt und damit vielfältige datenbasierte Services ermöglicht. Mit den Efficiency Services, zum Beispiel dem Retrofit Efficiency Module , kann auf Basis zentral gespeicherter Erfahrungswerte die Geschwindigkeit bei Bedarf leicht angepasst und so der Verbrauch um bis zu vier Prozent gesenkt werden.
Vehicle Health wiederum erfasst standardisierte als auch herstellerspezifische Fehlercodes sowie Meldungen im Fahrzeug und wertet diese in der Cloud aus. Sich anbahnende Probleme werden frühzeitig erkannt, in verständlicher Weise dargestellt und sogleich Reaktionen wie ein vorgezogener Service vorgeschlagen. Die Zahl überraschender Liegenbleiber lässt sich so wesentlich reduzieren, was die Planbarkeit für die Betreiber deutlich verbessert. Für Elektrofahrzeuge bietet beispielsweise Battery in the Cloud eine Verbesserung der Leistung und Lebensdauer von Hochvolt-Batterien. Mithilfe fortlaufend erfasster Daten von Batteriezustand und -nutzung können Hochvoltbatterien analysiert, deren Alterung und Fehler prädiziert und ihr Schnellladeverhalten für eine längere Haltbarkeit optimiert werden, was die Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit von elektrischen Fahrzeugen verbessert.
Für Flottenbetreiber, die für ihre Bestandsflotte alternative Kraftstoffe wie HVO nutzen wollen, bietet sich der Digital Fuel Twin an. Über diese Funktion lässt sich die Nutzung dieser Kraftstoffe und damit die CO2-Einsparung nachweisen – komplett automatisiert und auditfähig zertifiziert. Um den Zustand des Fahrzeugs oder der Flotte in Echtzeit zu überwachen, erkennt RideCare Insight mittels einer intelligenten Sensorbox potentielle Karosserieschäden, Rauchen im Fahrzeug sowie riskante Fahrmanöver in leichten Nutzfahrzeugen.
Vollelektrische Servolenkung
Mit der Lenkung ServoE erweitert Bosch sein Produktportfolio um ein vollelektrisches Lenksystem für schwere Nutzfahrzeuge. Das elektromechanische Lenksystem ermöglicht eine einfache und ölfreie Montage, die Power-on-Demand-Funktion ein umweltfreundliches Fahren. Die Lenkung kann mit Blick auf Funktion und Lenkgefühl je nach Kundenanforderung individuell gestaltet werden.
Servotwin
Das elektrohydraulische Lenksystem Servotwin für schwere Nutzfahrzeuge kombiniert eine hydraulische Servocom Lenkung mit skalierbaren elektrischen Servo-Einheiten und intelligenter Softwarearchitektur. Damit lassen sich sowohl Lenkunterstützungs- und Fahrerassistenzfunktionen nach SAE-Level 2 als auch Funktionen des automatisierten Fahrens bis einschließlich SAE-Level 4 darstellen.
Hinterachslenksystem
Das elektrohydraulische Lenksystem für Hinterachsen ist ein eigenständiges sogenanntes „Power-on-Demand“-System. Es ermöglicht die Lenkung von drei und mehr Vor- oder Nachlaufachsen von schweren Nutzfahrzeugen. Durch die bei Bedarf zusätzlich gelenkten Achsen werden Wendekreis und Reifenverschleiß verringert. Dank kompakter Bauweise kann die Bosch-Technik an alle Antriebskonzepte angepasst werden. Die intelligente Softwarearchitektur unterstützt das sichere und umweltfreundliche Fahren und schützt das Lenksystem vor Angriffen von außen.
Lenkwelle
Die modulare und gewichtsoptimierte Lenkwelle ist die Verbindung zwischen Lenkgetriebe und Lenksäule und wird bei mittelschweren und schweren Nutzfahrzeugen sowie Bussen eingesetzt. Die beim Fahrbetrieb auftretenden Relativbewegungen zwischen Fahrerkabine und Chassis bleiben durch den Einbau der Bosch-Lenkwelle ohne Einfluss auf das Lenkverhalten. Die Konstruktion überzeugt durch kompakte Bauweise und geringe Reibung.
EPSapa highload
Ob Fahrten auf Asphalt, Schotter oder unwegsamem Gelände – für die Highload-Variante der seit langem etablierten Elektrolenkung mit achsparalleler Servoeinheit (EPSapa highload) ist das kein Problem. Damit erweitert die neue Variante nicht nur das Portfolio der Bosch-Elektrolenkungen, sondern füllt auch eine Nische aus: Dank einer erhöhten Zahnstangenkraft und außergewöhnlicher Robustheit eignet sich der Lenkungstyp – anders als bisherige Varianten – optimal für schwere SUVs, Transporter und geländetaugliche Pick-up-Trucks. Damit ist die EPSapa highload nicht zuletzt auch ideal für den nordamerikanischen Markt geeignet.
Komfortabler Fahrzeugzugang
Fleet Management Xtended Access ist ein digitales Fahrzeugzugangssystem, das dem Fahrer über einen digitalen Schlüssel auf dem Smartphone Zugang zum Fahrzeug und – je nach Variante – auch den Start des Motors ermöglicht. Hersteller können die Systemkomponenten entsprechend ihrer Bedürfnisse direkt in ihre Nutzfahrzeuge integrieren. Hersteller haben die Möglichkeit, ihre Fahrzeugflotte mit dem Fleet Management Xtended Access Kit nachzurüsten. Die flexible Kombination der Technologien Ultrabreitband, Bluetooth Low Energy und Nahfeldkommunikation ermöglicht den Herstellern einen sicheren und benutzerfreundlichen Zugang zu den Fahrzeugen und die skalierbare Einführung eines digitalen Fahrzeugzugangssystems, das ihre bestehenden Systeme ersetzen kann.
Truck-Cockpit-Technologien
Zu den Cockpit-Technologielösungen von Bosch gehören eine Plattform zur Integration von Instrumentierung- und Infotainment-Anwendungen sowie ein mit Mekra Lang entwickeltes digitales Spiegelersatz-System als Ersatz für konventionelle Spiegel. Das Driver Monitoring System für Nutzfahrzeuge erkennt frühzeitig Müdigkeit und Ablenkung des Fahrers und warnt diesen. Neben diesen sicherheitsrelevanten Funktionen unterstützt die Bosch-Plattform verschiedene Komfortfunktionen.
Infotainment im Reisebus
Die Coach Infotainment-Serie von Bosch macht Infotainment der nächsten Generation für den professionellen Einsatz im Reisebus verfügbar. Perfekt aufeinander abgestimmte Komponenten ermöglichen ein neues Erlebnis beim Fahren und im Fahrgastraum. Filme genießen, im Internet surfen, fernsehen, Musik hören und Durchsagen deutlich vernehmen – all das ist mit Bosch-Infotainmentsystemen für Reisebusse möglich. Ethernet-AVB-Technologie sorgt mit optimaler Synchronität zwischen Bild- und Audiosignalen für eine reibungslose Wiedergabe von HD-Medieninhalten mit sehr geringer Latenz.
Smarte Augen
Die dritte Generation der Multifunktionskamera ist auf die Anforderungen in schweren Nutzfahrzeugen zugeschnitten. Sie verbindet mit ihrem einzigartigen Multipfad-Ansatz klassische Bildverarbeitungsalgorithmen mit den Methoden künstlicher Intelligenz und spielt damit eine Schlüsselrolle für hochleistungsfähige Fahrerassistenzsysteme. Sie erkennt und verarbeitet zuverlässig Objekte und Strukturen und nutzt ein innovatives, hochleistungsfähigesSystem-on-Chip für die Bildverarbeitung. Die Kamera ist sowohl für sicherheitsrelevante als auch komfortsteigernde Fahrerassistenzsysteme wie zum Beispiel den Spurhalteassistenten ausgelegt, unterstützt aber auch objektbasierte Funktionen wie die automatische Notbremsung. Zusätzlich können weitere Funktionen wie die Verkehrszeichenerkennung realisiert werden. Damit unterstützt das System die gesetzlichen Anforderungen der EU General Safety Regulation zum Intelligent Speed Limit Assist für die Erkennung von Geschwindigkeitsbegrenzungen und Warnung bei Geschwindigkeitsüberschreitungen.
Präzise Objekterkennung
Der Front- und Seitenradar der fünften Generation sorgt im schweren Nutzfahrzeugsegment für mehr Sicherheit dank zuverlässiger und präziser Objekterkennung im vorderen und seitlichen Fahrzeugumfeld. Dank hoher Reichweite und Winkeltrennfähigkeit sowie einem breiten Öffnungswinkel können komplexe Fahrsituationen sehr genau, schnell und sicher erkannt werden. Die neue sogenannte Chirp-Sequence-Modulation verbessert die Umfeldwahrnehmung durch detailliertere Reflexionen. So erkennt und unterscheidet sowohl der Front- als auch der Seitenradar Objekte und Personen, deren Position, Relativgeschwindigkeit und Bewegungsrichtung. Das soll auch bei schlechten Sichtverhältnissen so sein, meldet Bosch. Damit können Radarsensoren in schweren Nutzfahrzeugen für eine höhere Sicherheit des Fahrers und anderer Verkehrsteilnehmer sorgen, indem sie Funktionen wie die automatische Notbremsung unterstützen oder zur Erfüllung gesetzlicher Anforderungen beitragen.
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