Die Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) AG sieht das deutsche Transportgewerbe vor immensen Herausforderungen. Zum einen wegen des insgesamt geringeren Transportaufkommens, zum anderen wegen der für Dezember geplanten Mauterhöhung, die eine Kostensteigerung von bis zu zwölf Prozent bedeutet.
Wie der Verbund in seinem jüngst veröffentlichen Marktreport berichtet, sehen die aktuellen wirtschaftlichen und branchenspezifischen Entwicklungen nicht gerade rosig aus. Ein Vergleich mit den Vorjahreswerten mache deutlich, dass die fehlenden Mengen die üblichen saisonalen Schwankungen deutlich übersteigen. Zumal auch das anstehende Herbstgeschäft die Auftragszahlen des Vorjahres voraussichtlich nicht erreichen werde. Zum Ausdruck komme das unter anderem in der Zahl der gefahrenen Lkw-Maut-Kilometer, die im abgelaufenen Quartal um 6,6 Prozent im Vergleich zu Q1, beziehungsweise um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gesunken sei.
„Wie die Leistungskurven der deutschen Wirtschaft insgesamt, geben auch die branchenspezifischen Kennzahlen wenig Anlass zur Hoffnung, dass sich die Lage noch in diesem Jahr spürbar verbessern wird“, sagt Nikolja Grabowski, Vorstand der ELVIS AG.
In dieser Einschätzung bestätigt sieht sich der Verbund auch durch die ifo Konjunkturperspektive zur Güterbeförderung im Straßenverkehr, die in den Punkten Geschäftsklima (-14,2 Prozent), Umsatzerwartungen (-25,5 Prozent), Preiserwartungen (-29 Prozent) und Beschäftigungserwartung (-9,8 Prozent) eine gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich negativere Entwicklung aufweist. Gleiches gilt für den ELVIS Teilladungsindex, der im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres um 7,5 Prozent niedriger ausfällt und 4,3 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres liegt.
Sinkende Erträge trotz geringerer Energiepreise
Gleichzeitig ist die Kostensituation für die Spediteure und Frachtführer in Deutschland weiter angespannt. Zwar hätten sich die Energiekosten im Jahresverlauf auf einem deutlich geringeren Niveau eingependelt, dennoch kämen in nahezu allen Kostensegmenten deutliche Nachlaufeffekte zum Tragen. Insbesondere die anhaltend steigenden Material- und Personalkosten erschwerten den Unternehmen das Wirtschaften.
Lkw-Maut treibt Kosten in die Höhe
Mitten in diese Gemengelage hinein stoße die zu Dezember geplante Mauterhöhung. Vorbehaltlich der Zustimmung des Bundesrats würden die Kilometersätze der deutschen Lkw-Maut in den relevanten Klassen mit der höchsten Laufleistung dann um bis zu 83 Prozent steigen. Im Ergebnis werde die bisherige Mautabgabe damit fast verdoppelt. Je nach Einsatzszenario des Lkw führe dies zu einer Kostensteigerung von bis zu zwölf Prozent. Vor diesem Hintergrund warnt Grabowski: „Es ist höchste Zeit, mit den Kunden in den Dialog zu treten. Die Mautkosten müssen vollständig durchgereicht werden.“